Fanny und Schraube – Tip

Fanny & SchraubeKein Geld für Ölfarben!
Die Neuköllner Oper startet mit der Uraufführung „Fanny und Schraube“ grandios in die Saison

„Erst das Herz – dann der Rubel“, gibt die geheimnisvolle Russin das Motto des Abends vor, bevor sie sich mit einem sanft geträllerten „Tschüssikowski“ verabschiedet. Da sind die beiden hanseatischen Möchtegern-Makler Schraube und Ignaz erst mal baff. Wollten sie dem Mann der Schönen doch soeben ein Haus in Berlin verkaufen, um mit dem Geld ihre Werft zu sanieren. Doch nun will der Investor lieber das Wandgemälde der dort lebenden Malerin Fanny erwerben.

Fanny und Schraube – rbb Kulturradio

Fanny & Schraube„Fanny und Schraube“
rbb Kulturradio, 28.8.2009

„Fanny und Schraube“, das klingt angenehm anspruchslos. Tatsächlich könnte man sich die Liebesgeschichte von Kai Ivo Baulitz auch als Film mit Audrey Hepburn vorstellen. Mit nur einer Stunde Dauer ist sie sogar kürzer als „Frühstück bei Tiffany“.

Ein Hamburger Schiffs-Pleitier namens Schraube will seine im Wert steigende Neuköllner Liegenschaft in Besitz nehmen (was man sich ungefähr so vorstellen darf wie Rolf Hochhuth im BE: Hier steht ein Mensch, lasst mich hier rein). Dabei stößt er auf eine freischaffende Hausbesetzerin, die zugleich malt, und verliebt sich. Ein hauchdünner Handlungsstrang von poetischer Vibrationskraft. Im Ernst: Wie verbohrt war die Neue Musik bislang, dass sie auf solch dankbare Sujets verzichtete!?

Martha – Schweriner Volkszeitung

MarthaDie Kamera ist immer dabei
Hintersinnige Inszenierung der Flotow-Oper „Martha“ in Schwerin
Schweriner Volkszeitung Ostern 2009

Es fing ganz stilvoll an, als sich zur Premiere der Oper „Martha“ von Friedrich von Flotow am Donnerstagabend im Großen Haus des Mecklenburgischen Staatstheaters das Licht eindunkelte und mit schweren Akkorden die Ouvertüre begann. Die Staatskapelle musizierte unter der Leitung ihres Chefdirigenten Mathias Foremny spannungsvoll, mit noblem Klang und einer reichen Palette dynamischer Möglichkeiten. Diese musikalische Noblesse und Eleganz behielt sie den ganzen Abend über bei und bediente damit die Erwartungen der Flotow-Kenner vorzüglich. Dann schälte sich aus dem grauen Bühnenvorhang ganz allmählich ein Bild – die „Queen“. Nein, kein Foto. Überlebensgroß lächelte sie vom Vorhang herab, blickte auch zuweilen streng, atmete heftig. Ein Minenspiel, das sich jeweils zwischen den Bildern wiederholte und auf grandiose Weise stets Bezug nahm auf den Fortgang der Handlung. Und hinter Brillantcollier, Perücke und Schminke steckte – ein Mann, Jan Pawluczuk. Mehrmals bekam er Applaus für diese ergötzliche Anwesenheit.

Die Fledermaus – FAZ

Die FledermausDie Mission des Austronauten
„Die Fledermaus“ am Staatstheater Mainz
FAZ, 19.1.2009

Am Anfang ist da nur ein Wesen im Raumanzug, das eine österreichische Fahne aufpflanzt. Der Mond wird von einem „Austronauten“ in Besitz genommen, allerdings nicht als Ort nachtbebender Romantik. Denn die Aufführung wird von der Residenz einer Kleinstdiktatur aus geleitet: der Loge des Hausmeisters. Er, in graublauem Arbeitskittel, pedantisch und notorisch unzufrieden, ist der Entscheider; kaum der Rede wert ist es, wer unter ihm den Intendanten oder die Dirigentin geben darf.

Die Fledermaus – Main-Echo

Die FledermausMitten ins Peperoni-Herz
Main-Echo, 21.1.2009

Na also, es geht doch! Eine Operette nicht als antiquierte Kostüm- und Kulissenschlacht zu inszenieren, sondern modern und recht frech: Wie das funktioniert, zeigt Robert Lehmeier am Staatstheater Mainz. Für sein Hausdebüt verwandelt er Johann Strauß` Operettenklassiker „Die Fledermaus“ in eine (irr)witzige Fastnachtsposse in eigener Fassung, was dem berühmtesten aller Strauß-Werke recht gut steht. In seiner Opulenz und Farbigkeit ist das Stück ja auch wunderbar karnevalsgeeignet.

Werther – Das Orchester

WertherLüge statt Liebe
Robert Lehmeier und Tom Musch gelingt in Coburg ein kitschfreier „Werther“
Das Orchester, Februar 2009

Overdressed sieht sie aus. Charlotte kommt daher wie eine Mischung aus Anne-Sophie Mutter und Verona Pooth. Wenn sie den Kindern, die im Planschbecken herumgetollt sind und gesungen haben, Handtücher umlegt, trägt sie ein Cocktailkleid mit großer Ansteckblüte. Ach ja, richtig, gleich kommt Werther und holt sie zum Ball ab. Wenig später, wenn ihr Verlobter Albert zurückkehrt und gedankenverloren noch einmal seine Mitbringsel auspackt, passiert etwas Merkwürdiges: Er lässt die Pelzstola in der Schachtel einfach liegen, als Überraschung. Doch nicht er wird seiner Zukünftigen das teure Geschenk um die Schultern legen, sondern Werther, der die Gelegenheit beim Schopf packt und sich hier gewissermaßen mit fremden Federn schmückt – ausgerechnet er, der Poet!

Faust – Opernglas

FaustFaust
Das Opernglas 6/2008

Die noch immer gestellte Frage, ob Charles Gounods Komposition neben Goethes Dichtung zu bestehen vermag, konnte das Publikum des Coburger Theaters im direkten Vergleich beantworten, denn das Schauspiel kam dort drei Wochen vor der Oper heraus.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Werken ist in der starken katholischen Prägung der Oper zu finden, die auch bestimmend in die Coburger Inszenierung einfließt. Die Kirche ist als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens Hauptschauplatz (Ausstatter Markus Meyer). Außerdem gibt es noch zwei vorübergehend eingebundene Bereiche: Marguerites Küche und das Wohnzimmer von Marthe Schwerdtlein. Wandgroße Fototapeten, ergänzt durch knappe Möblierung, sorgen hier für die erforderlichen räumlichen Ausmaße. Alle Ebenen werden intensiv bespielt, und es gelingt deren fließende Verbindung, und Regisseur Robert Lehmeier versteht es, neben der hervorragenden Führung der Hauptpersonen auch die kleineren Partien und die Choristen einzubinden.

Faust – Bayerische Staatszeitung

FaustChristus gratuliert Mephisto
Mit Gounod´s Oper „Faust“ sorgt das Landestheater Coburg für faustdicke Überraschungen
Bayerische Staatszeitung, 11.4.2008

Viel Kirche, viel sakraler Bühnenhintergrund warten auf die Besucher dieser Neuinszenierung Robert Lehmeiers. Doch die ersten Eindrücke trügen, den so sehr die Oberflächenansicht der Coburger Neuproduktion die herkömmlichen Klischeevorstellungen vom Gounod´schen „Sakralkitsch“ zu zementieren scheinen, so sicher erlebt man seine „faust“dicken Überraschungen. Vor allem gegen Ende.

Ganna – Fränkischer Tag

GannaUmwerfende Szenen einer kaputten Ehe
Fränkischer Tag, 20.10.2007

Was für ein Theatercoup! Die jüngste Uraufführung am Stadttheater Fürth verdient das Prädikat „unbedingt sehenswert“. Warum die Literaturoper „Ganna oder die Wahnwelt“, das ambitionierteste Auftragswerk zum Stadtjubiläum, noch mindestens fünf ausverkaufte Vorstellungen erleben sollte, ist schnell erklärt: Die szenische Realisierung ist schlichtweg ideal, die musikalische klappt, die Solisten sind alle so exzellente Sängerdarsteller, dass man sie einfach erlebt haben muss. Und Helmut Berger, Einspringer für Klaus Maria Brandauer, macht seine Sache ausgesprochen gut.

Moshammeroper – Die Deutsche Bühne

MoshammeroperDas tapfere Schneiderlein
Die „Moshammeroper“ in Berlin
Die Deutsche Bühne 10/2007

Wüsste man nicht, dass die „Moshammeroper“ auf dem Spielplan steht, würde man Hubert Wild kaum als den sagenhaften Münchner Modemacher erkennen, der hier den Namen „Ludwig“ trägt. Er hat weder den schwarz gefärbten Mosi-Schnäuzer noch die toupierte Mosi-Matte, sondern nur eine zerzauste Langhaarperücke, die er manchmal einfach absetzt. Statt des Yorkshire-Terriers Daisy gibt er sich mit einem haarigen Plastikknäuel namens Lazy zufrieden.

Moshammeroper – Rheinische Post

MoshammeroperMoshammeroper
Rheinische Post

… John Adams komponierte „Nixon in China“, Gerhard Rosenfeld schrieb „Kniefall in Warschau“ über Willy Brandt, Frank Schwemmer eine Oper über Angela Merkel. Experimentallabor der Moderne ist die Neuköllner Oper in Berlin, das führende Institut seiner Art in Deutschland (…) Jetzt wurde eine schillernde, vor einiger Zeit schrill verblichene Figur des Boulevards abermals ins Rampenlicht gerückt: der Münchner Modezar Rudolph Moshammer (….) Man mochte es ihr nicht zutrauen: Hier geht die Oper zu Herzen, indem sie die schwurbelnden Klischees der Öffentlichkeit an der gebrochenen Natur der VIP-Figur scheitern lässt, von der man nicht einmal die Oberfläche kannte. Überhaupt changiert die 80-minütige Oper klug zwischen buffohaften und melancholischen Momenten, zwischen Lamento und Rap, zwischen Aufgeregtheit und stiller Klage (…) Viel Jubel. Auch Wagner hätte das Opus gemocht. Die Adresse in Neukölln hätte der Kritiker des Kapitals sogar geliebt: Karl-Marx-Strasse.“

Moshammeroper – Bild

Moshammeroper
Bild

„Die spinnen, die Preißen… das ist nicht unser Mosi.“

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