„Wenn das Unfassbare geschehen ist und niemand die Fassung verlieren will, kommt es zur Katastrophe. Tommy ist aus der irakischen Wüste heimgekehrt – ein Kriegsheld. Stolz heißt ihn die Familie in ihrem Vorstadtidyll willkommen, wo sogar das Buchsbäumchen im Garten gewienert ist. Aber Tommy schweigt nur. Und wenn er redet, dann über herabhängende Hautfetzen oder Kinder, deren Seele er gerettet hat, indem er ihnen die Kehle durchschnitt. Kein Held, kein Wrack, kein Monster – ein ganz durchschnittlicher Bürger in Uniform, dem der Zivilisationsbruch Krieg die eigene Zivilisation geraubt hat. So einer sprengt den Familienrahmen. Eine solche Geschichte kann leicht zur Kolportage gerinnen oder zur billigen Ami-Schelte. Nichts davon hier. Librettist Andreas Bisowski kriecht ganz tief in die Seelen seiner Figuren, beschönigt nichts aber hütet sich vor leichten Wertungen. Dazu eine wuchtige, emotionale Musik, die das Einzelschicksal ins Exemplarische hebt. Klaus Arp tippt populäre Rhythmen in seinem modern instrumentierten Werk höchstens mal an. Anti-Verdi pur. Das geht mitten in die Magengrube. Ein brisanter Stoff, ein grandioses, schauspielerisch wie sängerisch hochkonzentriertes Ensemble, eine uneitle Regie: aktuelle Oper in Höchstform.“