Südseetulpen – Pressespiegel

SüdseetulpenDer „Online Merker“ schreibt am 17.03.2017:
„(…)
Regisseur Robert Lehmeier zeichnete gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Tom Musch für eine Inszenierung verantwortlich, die ein bestens funktionierendes Theater auf dem Theater gewährte, die Möglichkeiten der Drehscheibe raffiniert einbezog und alle Darsteller, einschließlich der von Stefan Bilz einstudierten Damen und Herren des Chores, zu (…) plausiblen Aktionen anregte. Die historisch fein nachempfundenen Kostüme steuerte Ingeborg Bernerth bei. Auch Choreograph Danny Costello legte Wert auf rasanten tänzerischen Einsatz (…).

Die „Sächsische Zeitung“ schreibt am 02.03.2017:
„(…)
Die Musik nimmt dankbar die vielfältigen Möglichkeiten an, in wechselnden Zeiten und Räumen mit musikalischen Moden und Stilen zu spielen. Händel und Bach, Mozart, Strauss und Wagner klingen auf, werden zitiert, verfremdet, umgedreht. Schrille Klangflächen, deftige Blasmusik, schwelgende Melodien und schwingende Walzer sind die illustrierende musikalische Begleitung der Reise (…). Schweitzers Musik hat (…) Hintergründigkeit. Es ist ein intellektuelles wie sinnliches Vergnügen, seinen Kapriolen durch die Musikgeschichte zu folgen. (…)
Das Inszenierungsteam hat mit vielen Ideen und Mut zur Zuspitzung das Fabulieren, Zitieren und Aufgreifen von Klischees der Stückvorlage auf die Spitze getrieben.
Ekkehard Klemm am Pult, Opernchor und Robert-Schumann-Philharmonie, das Ballett sowie ein Dutzend Sänger in doppelt so vielen Rollen, ein Statist und ein Hund sind mit Eifer dabei, das Ganze zum theatralischen Ereignis werden zu lassen. (…)“ (Jens Daniel Schubert)

orpheus“ schreibt in der Ausgabe März/April 2017:

„(…) Als eine revuehafte Zeitreise zweier Finanzgenies mit einer besonderen Gabe für risikoreiche Spekulationen (Reto Raphael Rosin und Andreas Kindschuh) aus der Gegenwart ins 18. Jahrhundert und danach ins 17. Jahrhundert ist das Ganze ein Crashkurs in Sachen: So werde ich mein Geld los! Hier werden Tulpen zum Spekulationsobjekt für Geldvermehrung und Kapitalverluste. Es zeigt sich, dass die jüngsten Finanzskandale, Börsencrashs und Bankinsolvenzen auch schon in vergangenen Zeiten mit königlichem Segen einige reich, viele aber arm machten. Diese Zeitreisen werden in der einfallsreichen und spritzigen Inszenierung von Robert Lehmeier zu einer einzigen Theatershow mit rasanter Szenenfolge. Die Phantasie der Zuschauer wird gefordert, wenn auf und hinter einer Bühne das Spiel an wechselnden Schauplätzen und unterschiedlichen Zeiten vor plüschigen Rängen (britisches Parlament, Schiffsdeck und Holländer-Hafen) abläuft. Theater auf dem Theater und das gekonnt in Szene gesetzt (Tom Musch), überzeugend dabei der Chor in immer neuen kunterbunten Kostümierungen (Ingeborg Bernerth). (…) Bei dieser Zeitreise werden viele historische Prominente und ihr Finanzgebaren mit Augenzwinkern unter die Lupe genommen. In mehr als 20 Rollen haben die Solisten viel Gelegenheit, sich zu profilieren. Und dabei nehmen sie sich selbst nicht so ernst (…): Franziska Krötenheerdt vor allem als Queen Anne und Königin Amalia, Sylvia Rena Ziegler als fulminante Südsee-Schönheit Pandora. Andreas Beinhauer u. a. als Biemoto, der aus der Vermögensaufstellung seines Chefs Peter Stuyvesant (Hans Gröning) eine tolle Registerarie à la Mozart macht. Und das Ballett heizt nicht nur mit einem Holzschuhtanz bei der Tulpenauktion die Stimmung an. Eine originelle Idee ist, dass mit Finanzbegriffen und Anweisungen für das Orchester als Leuchtband man Verstehenshilfe für die Mechanismen des Kapitalmarktes gab. Musikalisch holt Ekkehard Klemm das Optimale aus der Partitur heraus. Das Orchester ist für die Sänger eine zuverlässige Stütze. Mit viel Beifall honorierte das Premierenpublikum vor allem das Ensemble und das Inszenierungsteam.

Opernwelt“ schreibt in der Ausgabe März 2017:

„(…)Der Regisseur Robert Lehmeier war zweieinhalb Stunden lang auf Buntheit und Belebung bedacht (…). Tom Musch ließ die Drehbühne munter von einem pittoresken Schauplatz zum nächsten gleiten. Besondere Anmut verbreiteten die Kostüme von Ingeborg Bernerth, auch die multiplen Tulpenformen der als Kopfschmuck auftretenden ‚kostbaren‘ Auktionsobjekte (…). Danny Costellos Choreografie galt nicht nur einer neckischen ‚Südsee‘-Tanztruppe, sondern auch veritablen holländischen Holzschuhtänzen (…). Reichlich zu tun (…) hatte der Opernchor (Stefan Bilz). Die Sängerdarsteller agierten mit erkennbarem Gusto: die beiden ‚exotischen‘ Pandora-Verkörperungen Elisabeth Holmer und Sylvia Rena Ziegler ebenso wie der markant baritonale Hans Gröning als Peter Stuyvesant. Die zwei conferencierenden Finanzgenies Blunt und Caswall (Reto Rosin, Andreas Kindschuh) konnten das (…) Interesse an den Vorgängen immer wieder neu wecken. Am meisten Spaß an der Sache hatte offenbar der Dirigent Ekkehard Klemm, ein Kenner und Könner der ‚Neuen Musik‘, der auch hier den wichtigsten Wachtpostenplatz versah.

Der „Stadtstreicher“ schreibt in Ausgabe 02/2017:

„(…) Jetzt, heute – wer hätte das gedacht – kommt eine neue Operette auf, die des 21. Jahrhunderts. Und Chemnitz macht damit den Anfang, großartig!
Es war das berüchtigte Jahr 2008, seit welchem eine Weltwirtschaft im Krisenmodus darauf hofft, ein unabsehbarer Aufschwung möge dem absehbar nächsten Groß-Crash zuvorkommen; da erkannte der Komponist Benjamin Schweitzer zusammen mit einem Herrn von Castenstein, der ihm das Libretto schreiben wird, dass sich da ein Thema bestens für eine Operette empfiehlt: das Thema der Geldspekulation und jener Blasen, die sie erstens hervor- und zweitens todsicher irgendwann zum Platzen bringt. (…) Die Theater Chemnitz (…) erkannten richtig, welch bedeutende Inspiration eine Operette aus dem Thema ziehen könne, und vergaben den Auftrag – der jetzt zu seiner veritablen Uraufführung gefunden hat, (…) so aktuell wie im Augenblick der ersten Idee. Und was ist rausgekommen?
Ich bin sicher: Für die Opernhäuser der Kultur-Hauptstädte dieser Welt wäre das, was unsere Oper da geleistet hat, ein Glanz- und Ruhmespunkt (…), eine Darbietung auf höchstem Niveau in jeder Hinsicht. Das agiert und singt und spielt alles mit solchem Witz und so bunt bewegt in den vielen Einzelheiten, dass Regieteam, Sänger und Orchester enthusiastischen Jubel ernten. Wir sehen das zauberhaft komische Talent von Franziska Krötenheerdt als Klischee-Frau Antje, als Queen Anne oder Frau Zufall. Wir sehen einen schauderhaft kalt-rechnenden Peter Stuyvesant von Hans Gröning, sehen ein lachhaft windiges Spekulantenduo aus Andreas Kindschuh und – geht nicht besser – Reto Raphael Rosin, sehen Newton, Händel, Lady Hamilton, Käptn Blaubär oder eine reizvoll verdoppelte, doppelt schöne Pandora. Dass diese von zwei verschiedenen Sängerinnen verkörpert wird, ist zwar Folge von Schwierigkeiten, die dieser Aufführung zahlreiche Erkrankungen gemacht haben. Doch nur umso erstaunlicher, wie alles glückt: Lady Hamilton etwa wird von Sylvia Schramm-Heilfort stumm gespielt und von Sophia Maeno – ganz hervorragend – aus dem Proszenium gesprochen und gesungen und es hat nichts von einer Notlösung, sondern den Reiz eines eigenen Einfalls. Und schließlich Ekkehard Klemm, mit dem auch die Philharmonie eine verteufelt anspruchsvolle Partitur begeisternd meistert.

concerti.de schreibt am 16.01.2017:

„(…) Franziska Krötenheerdt ist nicht nur Queen Anne und Königin Amalie der Niederlande: Die Sympathieträgerin schlüpft (Bonus!) auch noch in die Rolle der Fernseh-Ikone Frau Antje, die für Holland steht wie Clementine für Ariel.
(…) Der Anspruch von Schweitzers Partitur ist (…) den Zeichen, Zitaten, Informationen und dem Feinsinn von Castensteins Text mindestens ebenbürtig, übertrifft diesen vielleicht sogar. Der erste Teil in der Südsee und London ist (…) ein Werk der allerfeinsten Übergänge von vertrackt synkopischen Akkordschichtungen, atmosphärischen Pizzicato- und Percussion-Reihen im Orchester. Über all dem tasten sich die Soli mit ebenbürtig allerfeinsten Übergängen zwischen Melodram, extra trockenen und seltener etwas fruchtigeren Rezitativen, ariosen Gebilden und wenigen Melodien vorwärts. Da hat (…) die ‚South Sea Company‘-Hymne Hitpotenzial (…). Irrwitziges leistet der Chor unter Stefan Bilz – als Matrosen, Jamaikaner, Briten, Holländer und-und-und (…).
Operette trifft Musical und Comedy
Im zweiten Teil wird es etwas musical-operettiger und sogar comedygemäß heimeliger – auch dank der Inszenierung Robert Lehmeiers, der einige Ballettherren zu Holzschuhtänzerinnen macht und aus Männern grüne Tulpenstengel mit pastellfarbenen Blätterkronen formt. Das ist voll trendkonform die genderkorrekte Umkehrung jener Tänzerinnen (!) mit Palmblattgürteln in früheren ‚Blumen von Hawaii‘, an die sich reifere Operetten-Connaisseurs noch bestens erinnern. Da wogt es aus Partitur und Graben fast ebenso flirrend wie bei Schreker und Lehár. (…)
Robert Lehmeier und Tom Musch pressen die Wirtschaftswelt von heute, die Tulpen und den Warenwirbel von gestern auf eine Bühne, die zu sehen ist von vorne und später von hinten. Das ist eine aufhellende Raumidee für die (…) Gedankenvielfalt. Voll im Operettenmetier sind die heutigen Kostüme mit barockem Zitat-Appeal von Ingeborg Bernerth. (…) Ultimativer Superstar dieser ‚Südseetulpen‘ ist die schwarze Bassett-Dame Hariett Lady of Orplid. Wie sie mit hochadelig angedeutetem Hohlkreuz, distinguiert gesenktem Nacken und edler Schnauze ohne Bodenkontakt ihrem nachtrottenden Luxusleinen-Lakai die Schrittgeschwindigkeit diktiert – das ist fürwahr der Auftritt einer majestätisch hinschreitenden Königin. Hariett Lady of Orplid nickt hier und da mit echter Gloria, sie kann es!

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